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von: anfritz | am 28.08.2006 - 02:04 | 1 Kommentare | 2602 Aufrufe
Der kleine Erfahrungsbericht der leider zu kurzen Deutschlandtour.
Aber Erfahrungsreich war die Tour.
Vorbereitung
Die ganze Vorbereitung stand schon unter keinem guten Stern.
Am Sonntag eine Woche vor der Tour bemerkte ich, dass mein Ellenbogen ziemlich angeschwollen war. Zuerst dachte ich es wäre nur ein Insektenstich. Doch am folgenden Tag wurde es immer schlimmer und schmerzhafter. Also von der Arbeit (in Schiltach) auf nach Denzlingen zum Arzt. Der diagnostizierte eine typische Schleimbeutelentzündung. Wenn ich den Arm schön ruhig halten würde, ihn nicht belastete und immer schön kühlte, könnte ich die Radtour am Sonntag in Angriff nehmen. Am Donnerstag kam dann das OK vom Arzt - ich darf fahren.
Also auf eine Fahrkarte kaufen, das wollte ich eigentlich schon am Montag machen.
Da ich aber noch unsicher war, ob das überhaupt etwas wird mit der Tour hatte, ich noch gewartet. Doch am Freitag waren schon alle vernünftigen Verbindungen mit Fahrradmitnahme nach Eisenach für den Samstag ausgebucht.
Ich kaufte also eine Fahrkarte für den Sonntag nach Würzburg. So konnte ich einen Tag weniger Radfahren mit Thorsten, hatte aber einen Tag mehr Zeit für die Genesung des Ellenbogens.
Na ja nicht ganz, am Donnerstag drehte ich noch eine kleine Runde zum eingewöhnen. Da merkte ich leider doch, dass der Ellenbogen noch nicht in Ordnung ist. Am Freitag wollte ich noch eine große Runde mit ein wenig Belastung fahren, mit Simon zusammen.
Doch wir verabredeten uns zur falschen Zeit, für morgens war Regen angekündigt. Darum wollte ich Simon noch am Freitag Morgen mitteilen, dass wir die Tour besser auf den Mittag verschieben sollten. Doch leider hatte ich verschlafen und Simon stand schon vor der Tür. Also ab in den Regen eine kleine Tour drehen. Gerade als wir los fuhren fing es seit langem, in dem super heißem Juli, an zu regnen.
Trainingstechnisch hat die kleine Ausfahrt durch den Regen nichts gebracht. Außer das ich das fahren im strömenden Regen wieder in Erinnerung bekam, der „tolle Frühling“ war ja schon so lange her.
Und Simon ist das erste Mal beim Radfahren nass nach Hause gekommen. Das hat ihm noch als Radfahrerfahrung gefehlt, erzählte er mir beim Frühstück. Jetzt fehlt ihm nur noch das tolle Erlebnis einmal "auf die Schnauze zu fliegen" ...
Mein Rad hab ich dann noch am Abend geputzt als es wieder schön wurde draußen. (Hat nur am Morgen geregnet, danach war es wieder schön).
Am Samstag war das Wetter den ganzen Tag in Ordnung, so konnte ich gegen Abend noch eine 70km Tour zum Test machen. Die lief, soweit ich mich erinnern kann, ganz gut. Wobei ich bei dieser Tour ein paar Sachen getestet habe.
Zum einen meine neue Radhose und die Entscheidung welche Radhandschuhe ich mitnehme, musste auch fallen. Die 2 Euro ALDI Teile oder die 20 Euro Nike. Dazu hatte ich von jedem Modell einen Handschuh an jeweils einer Hand an. Die Entscheidung fiel eindeutig auf die ALDI Handschuhe.
Ich konnte feststellen die Probleme mit dem Ellenbogen waren nicht in die Beine und die Form gewandert.
Anreise
Am Abend hieß es dann den Rucksack mit allem Notwendigen zu packen. Ein ganz schön schweres Unterfangen. Man glaubt gar nicht was man so alles zum Überleben in zwei Tagen braucht. Aber ich hab es doch noch hinbekommen, dass er Rucksack zugeht. Auf das Gewicht konnte ich leider nicht achten.
Mein Cousin Thorsten war noch ein paar Tage länger unterwegs - der musste noch viel mehr mitnehmen. Er hatte wahrscheinlich einen viel größeren Rucksack als ich ;D
Am Sonntagmorgen ging es dann los, von Denzlingen nach Würzburg. Alles mit Regional Verkehrszügen. Das war die einige Verbindung wo die Fahrradmitnahme ohne Reservierung kein Problem darstellten sollte.
Die Fahrradwagen in den Zügen waren immer gut gefüllt. Auf einer Stecke sogar ziemlich überfüllt.
Wobei sich daraus witzige Situationen begaben. Mein tolles Canyon RR steht als einziges alleine da und neben dran ein riesen Stahl- und Aluhaufen von anderen Rädern. Das hätte ich zu gerne mit einem Foto festgehalten, ich brauche halt doch mal ein Fotohandy. Das Bild was mir bot betrachtete ich zum einen mit Freude und zum anderen mit einem kleinen schlechten Gewissen.
Bei den verschiedenen Umsteigeaktionen traf man immer wieder dieselben Leute. Eine ältere Frau mit einem Damen Rennrad sagte mir wie toll sie mein Rad fände und das sie so Probleme mit dem Bergauffahren hat, das sie sich jetzt neue Ritzel drauf gemacht hätte.
Eine andere tolle (Fach)Diskussion hatte ich mit einem Basler und einem älteren Herren dessen Sohn eine Art Downhill Bike fuhr (so glaube ich jedenfalls herausgehört zu haben).
Gegen Abend kam ich dann endlich in Würzburg an. Dort traf ich Thorsten, mit dem ich dann gemeinsam in die Jugendherberge gefahren bin.
In der JH hieß es duschen und anschließend mit einem Bekannten von Thorsten essen gehen.
Am Abend gingen wir schon um 21:30 ins Bett. Leider in einem Mehrbettzimmer - was sich bei mir als nicht sonderlich Schlaf fördernd herausstellte. Zuerst konnte ich um die frühe Zeit nicht einschlafen, normalerweise gehe ich später ins Bett.
Als ich dann eingeschlafen war, kamen zwei "Mitbewohner" rein - Licht an, umziehen und so.
Doch es kam aber noch schlimmer. Der Typ neben mir schnarchte ziemlich. Aufgewacht bin ich als es noch dunkel war. Was im Sommer ziemlich früh war. Ich schätze mal es war 4:30, dann bin ich noch wach im Bett rumgelegen.
Ich bin aus dem Zimmer raus und habe den Sonnenaufgang in Würzburg betrachtet. Als ich wieder ins Bett bin konnte ich dann schlafen - doch leider wurde ich schon bald von Thorsten geweckt
Würzburg - Ludwigsburg
160 km, ca. 1300 Hm
Aufstehen - Essen - los fahren. Soweit kein Problem - wenn wir nur den Weg finden würden. Auf der Suche nach dem richtigen Weg passiert dann das, was mir dieses Jahr zweimal nur beinahe passiert ist. Ein Sturz. Doch diesmal konnte ich mich nicht mehr abstützen wie die anderen Male.
Ich war so schlau und bin in eine Straßenbahnschiene gefahren
Hab mir noch gedacht, dass es auf der Passage schwierig werden könnte. Ziemlich kleine Straße, mit nassem Kopfsteinpflaster und überall waren Leute und Autos an der Seite geparkt.
Die Schiene hab ich zwar gesehen, doch ich bin nicht weit genug drüber "gesprungen". So fiel ich auf die linke Seite, da wo ich auch meine Schleimbeutelentzündung habe.
Ellenbogen, Schulter und Knie sind aufgeschürft. Die linke Oberschenkelinnenseite tut weh, da ich damit auf den Sattel gefallen bin.
Doch die Schmerzen waren nach einer Weile vorbei. Die Schürfwunden an Schulter und Ellenbogen bleiben noch Tage später offen.
Am Rad konnte ich keine Beschädigung feststellen, nur das Lenkerband hat ein bisschen gelitten.
Danach sind wir auf den richtigen Weg gekommen, 4 km von später 160 km sind gefahren.
Die Fahrt war ziemlich hügelig, immer wieder mal bergauf - bergab. Nichts wildes, außer, die „Nadel“ im Höhenprofil. Dort ging es mal eine kurze Zeit lang steil aufwärts.
Höhenprofil: /bilder/bm/45_1158794985_1.jpg
Landschaftlich und verkehrstechnisch hat der Routenplaner (Magenta) sehr schöne Strecken rausgesucht, kann man weiterempfehlen.
Zum Mittagessen hielten wir dann in einem kleinen schwäbischen (?) Ort und kauften in einem "Tante Emma" Laden ein. Keine Ahnung wie Thorsten zu dem Laden gefunden hat, er war ziemlich versteckt in einer kleinen Nebenstraße. Die Lebensmittel waren auch nicht mehr ganz so frisch, der Strichkäse im Kühlregal war doch schon sehr aufgequollen.
Nach dem kleinen Mittagessen war mir ein bisschen komisch im Magen und vor allem bin ich fast eingeschlafen auf dem Rad. Irgendwie zu schwer gegessen. Doch mit der Zeit ging es wieder.
Leider machte uns das Wetter in den letzten zwei Stunden einen Strich durch die Rechnung. Es regnete ziemlich stark. Zuvor war wunderbares Radfahr - Wetter. Nicht zu warm und die Sonne zeigte sich auch.
Am späten Nachmittag sind wir dann in der Jugendherberge angekommen.
Wir haben erstmal die nassen Sachen ausgezogen und zum trocknen gelegt. Erst danach sind wir duschen gegangen. Die Räder hatten wir aus Sicherheitsaspekten im Zimmer untergebracht, da es keinen Schuppen zum abschließen gab.
Nachdem wir uns getrocknet hatten, war der Hunger natürlich groß (zumindest bei mir).
Also ab nach Ludwigsburg in die Innenstadt mit dem Bus, die Jugendherberge lag nämlich außerhalb.
Nach dem wir ein passendes „Restaurant“ gefunden hatten, bestellten wir beide einen Salat und Spaghetti. Komischerweise wurde aber beides zur gleichen Zeit serviert!? Und so aßen wir die Spaghetti zuerst. Mir schmeckten sie überhaupt nicht und der Salat war auch nicht nach meinem Geschmack.
Also haben wir gezahlt, noch schnell das Schloss in Ludwigsburg angeschaut und zur Bushaltestelle zurückgegangen.
Während dem Warten habe ich noch zuhause angerufen und Bericht erstattet. Der Wetterbericht für den nächsten Tag sah schlecht aus.
Ich hole das Geld für den Bus schon mal raus und stecke den Geldbeutel wieder ein. Ich steige in den Bus ein und will das Rückgeld wieder in den Geldbeutel einstecken. Plötzlich großes Erstaunen - mein Geldbeutel ist nicht mehr in der Tasche. Also bin ich die nächste Station raus und zur Einstiegsstation zurück gerannt. Doch der Geldbeutel war unauffindbar.
Also bin ich enttäuscht zu JH zurück gefahren, habe noch schnell mein Rad geputzt und ab ins Bett. Schlafen konnte ich die Nacht diesmal hervorragend. War zum Glück auch ein Zweibett Zimmer.
Ludwigsburg - Denzlingen
geplant: 190 km, 2200 Hm
geworden: 80 km, ??? Hm
Aufgewacht bin ich mit Schmerzen im Oberköper, die kamen vom Sturz gestern. Meine Beine waren ebenfalls nicht in Ordnung, da ich gestern in Trekkingsandalen zur Bushaltestelle gerannt bin und danach nicht gedehnt hatte. Schwerer Fehler, aber ich hatte damals noch die Hoffnung den Geldbeutel wieder zu finden.
Dann wollten wir zum Frühstück gehen. Doch Thorsten bekam einen Anruf. Seine Tante war gestorben. Deswegen sind wir später losgefahren als sonst üblich. Das Wetter war alles andere als gut, kalt und Nieselregen.
Nach dem Frühstück ging die Odyssee wieder los, das finden des richtigen Wegs. Nachdem wir ziemlich lange ohne Plan rumgeirrt sind, haben wir erkannt, dass wir so nie rechtzeitig in Denzlingen ankommen würden. Also sind wir mit dem Zug nach Villingen gefahren.
Von dort aus ging es Richtung Todtnau. Als wir aus Todtnau raus sind, fing es fürchterlich stark, vor allem sehr kalt, zu regnen an. Ich rief meine Mutter an, welche uns nach über einer Stunde im Regen warten, endlich abgeholt hat.
Zuhause in Denzlingen haben wir wieder geduscht und gegessen. Diesmal habe ich jedoch im eigenen Bett geschlafen und „Essen bei Mutti“ gehabt
In der Nacht habe ich natürlich noch im Keller mein Rad wieder auf Vordermann gebracht.
Denzlingen - Freiburg (Rheinfelden)
Geplant 80-90 km über den Schauinsland
Am Morgen sind wir aufgestanden und es war wieder ziemlich dunkel am Himmel. Laut Wetterbericht würde es auch wieder regen.
Unsere Motivation hielt sich demnach in Grenzen.
Die letzten Tage waren sehr Ereignisreich, leider überwiegend schlechte Ereignisse.
Mein Cousin ist aber doch noch bis nach Rheinfelden gefahren. Zwar nicht über den Schauinsland sondern nur unten um. Ich hab ihn nur bis Freiburg begleitet und bin dann nach Hause umgekehrt.
Weiterführende Links zum Thema:
http://www.anfritz.de/.../Deutschland-Tour-geplant_41.html
von: Cousin Thorsten | am 07.01.07 - 16:21
Ich kann den Kommentar von Andreas nur bestätigen. Die Tour von Würzburg nach Denzlingen stand unter keinem guten Stern, wir haben einfach viel Pech gehabt. Leider hat sich dies nicht unbedingt positiv auf meine Laune ausgewirkt, sodass ich auch ein bisschen stinkig war (ich hoffe, Du verzeihst mir !). Ansonsten kann ich jedem diese Deutschlandto(rt)ur (Frankfurt (Oder) - Rheinfelden) nur empfehlen. Man sieht sehr viel von Deutschland, ab und zu geht man an seine Grenzen und man lernt Hunger und Durst kennen. 2003 und 2006 bin ich die ~1300 km in 8 bzw. 7 Tagen gefahren. Vielleicht schaffe ich / schaffen wir es in 2007 ja in 6 Tagen ??
Also: Kette rechts !